Dieses kulturhistorisch bedeutsame Bauwerk hat den am besten erhaltenen Wohnturm aus romanischer Zeit zwischen Rhein und Weser (erbaut nach 1160, in der Zeit der Gotik und der Renaissance umgebaut).

Der Heimat- und Burgverein Essen-Burgaltendorf 1950 e. V. macht sich seit seiner Gründung für den Erhalt der Burgruine stark.

Über die Erbauung gibt es keine Urkunde. Als Bauherren kommen die Grafen von Altena-Isenburg oder die Erzbischöfe von Köln in Betracht.

Die Anlage
Zur Burganlage gehört der über 20 m hohe Wohnturm. Er hatte anfangs drei, später fünf Stockwerke, erreichbar über einen außen angebauten Treppenturm. Der Wohnturm war von einer viereckigen Ringmauer umgeben, von der eine Zugbrücke in die Vorburg führte.

Die Vorburg bildete ein ungleichmäßges Rechteck mit Wehrtürmen an den vier Ecken. Von ihrer Ostseite führte eine weitere Zugbrücke über den Burggraben aus der Anlage hinaus. Ein Torhaus für die Wachmannschaft war der Zugbrücke vorgebaut. Baustoff für alle Teile war in erster Linie Ruhrsandstein, der in unmittelbarer Nähe leicht gewonnen werden konnte.

Vorburg und Wohnturm mit Ringmauer waren von einem Wassergraben umgeben. Dieser erhielt sein Wasser über eine hölzerne Leitung von einer ca. 800 m entfernten Quelle.

Was kann man noch sehen?
Bevor man den Wohnturm durch ein schmiedeeisernes Tor betritt, geht man durch die Reste eines Treppenturmes. Der war an der Nord-Westseite des Turmes angebaut.

Der Turm hat heute eine Aussichtsplattform aus Beton. Die früheren Zwischendecken sind sämtlich nicht mehr vorhanden mit Ausnahme der Decke zwischen Keller und Erdgeschoss. Im Erdgeschoss kann man die fünf Stockwerke ablesen. Jedes Stockwerk hatte mindestens einen Kamin. Von allen sind noch Reste sichtbar. Die Kaminhauben ruhten meist auf Säulen (Reste sichtbar), die große im Erdgeschoss auf dicken Holzbohlen (die Löcher, in denen sie steckten sind noch sichtbar). Das Erdgeschoss war von einem achtteiligen Kreuzrippengewölbe überdacht. Die Ansätze davon sind noch weitgehend vorhanden. Der Abschlussstein, in dem die acht Rippen endeten, liegt im Erdgeschoss. In einem daneben liegenden Rippenelement ist das Steinmetzzeichen erkennbar.

Ein ummauerter Raum in der Süd-Westecke in Höhe des ersten Obergeschosses befand sich der Abtritt (Abort); sein Fallrohr (Bruchstein) ist außen.

Die romanischen Fenster wurden beim ersten Umbau um1400 zugemauert und durch Riegelfenster ersetzt. An Nord- und Westseite sind einige dieser zugemauerten Fenster sichtbar. Von innen sieht man die dann eingesetzten Riegelfenster; sie waren alle mit einer Sitznische versehen. 

Im Keller, nach dem gotischen Umbau mit einem Tonnengewölbe versehen, sind in den vier Ecken noch Säulenbasen und Teile derSäulen vorhanden. Sie trugen einst, als hier das Erdgeschoss war, ein Kreuzgewölbe. Die ehemaligen Fenster sind hier zu Lichtschächten verengt.

An den beiden Türen des Kellers sieht man Riegellöcher; hier wurden die Türen von innen verriegelt.

Der Treppenturm ruht auf dem Fundament des ursprünglich größeren halbrunden Treppenturms; hier ist noch eine Schießscharte zu sehen. Auch einige vorgefertigte Rundtreppenelemente sind noch vorhanden.

An der Ringmauer ist an der Westseite ein Wehrturm vorgebaut. Er sollte die Verteidigungsfähigkeit erhöhen: Schießscharten sind noch erkennbar.

In der Süd-Westecke der Vorburg sind die Reste eines Wirtschaftsgebäudes mit einem Kamin und dem Brunnen der Anlage.

An der Nord-Ostseite der Vorburg erkennt man die Fundamente der Räume der Wachmannschaft, die hier die Zugbrücke bewachten.

Von den vier Ecktürmen sind zwei nur noch in geringer Höhe vorhanden. Der süd-westliche Eckturm steht noch relativ hoch und birgt noch einen verschließbaren Raum; an ihm sind auch noch Schießscharten vorhanden. Der nord-östliche Eckturm ist in das Restaurant integriert; dort können Sie bei Kaminfeuer speisen.


Die Herren der Burg

Die ersten Aufsitzer waren die Herren von Altendorf (damals= Aldendorpe). Sie waren Ritter und über mehr als 100 Jahre als Droste oder Marschall im Dienste der Essener Fürst-Äbtissin. Als solche hatten sie auch den Markt in Essen zu regeln. Es gab aber auch viele Geistliche in der Familie.

Die Herren von Altendorf wurden um 1390 durch Heirat einer Tochter von den Herren von Vittinghoff-Schell abgelöst. So entstand hier ein Zweig der im Schellenberger Wald nördlich der Ruhr beheimateten Familie. Dieser Zweig war bis ca. 1600 Aufsitzer. Danach kam es zu einer großen Erbsplitterung. Das führte 1629 zur Verpfändung an den Capitain Mangelmann. Im Besitz seiner Nachkommen blieb die Burg bis 1850. Spätestens ab 1750 war sie jedoch nicht mehr zeitgemäßer Wohnsitz dieser Adelsklasse. Die Anlage wurde an zugezogene Bergmannskötter verpachtet.

1850 endlich wurde sie verkauft; die katholische Schulgemeinde baute dann aus den Steinen der Burg die „Burgschule“. Diese wurde 1961 wieder abgerissen; ihre Steine wurden wieder zur Restaurierung der Burg genutzt.

Seit der Eingemeindung in die Stadt Essen am 1.1.1970 ist diese Eigentümerin. 


Erhalt der Ruine

Ab etwa 1800 war die Burg nicht mehr bewohnt. Sie wurde zum Steinbruch. Für einige Neubauten der Umgebung nahm man mit Erlaubnis der Burgbesitzer Steine von der Burg, besonders vom Treppenturm. Dach und Zwischendecken verfielen, Efeu wuchs innen und außen und schädigte das Mauerwerk.
Kurz nach 1900 sind erste bauliche Sicherungsmaßnahmen durchgeführt worden. Große Mauerausbrüche an der Nordseite und kleinere an den übrigen Seiten des Turmes wurden geschlossen. Die nahe gelegene Zeche Altendorf Tiefbau musste mit Sicherungsankern die Stabilität des Wohnturms sichern.  

Bald nach der Gründung des Heimat- und Verkehrsvereins Altendorf-Ruhr (so war der damalige Name) setzte sich der Verein für eine gründliche Restaurierung ein. Sie wurde in den Jahren 1962 bis 1967 unter Beteiligung des Westfälischen Landesdenkmalamtes, des Kreises Ennepe-Ruhr, des Amtes Hattingen-Land und der Gemeinde Altendorf-Ruhr durchgeführt. Zunächst musste das Efeu entfernt werden, das den Wohnturm und die übrigen noch aufragenden Teile der Anlage von allen Seiten überwucherte. Dann wurden Ringmauer sowie die Mauern der Vorburg auf den heutigen Stand wieder hochgezogen und einige Ausbrüche im Mauerwerk des Wohnturm geschlossen.

Die Arbeiten wurden begleitet von einer archäologischen Arbeitsgemeinschaft des Jungengymnasiums Hattingen. Sie brachte in einigen Bereichen völlig neue Erkenntnisse über die Bausubstanz, z.B. über den südöstlichen Teil der Vorburg, über einen Abtritt aus romanischer Zeit und über Wachstuben und eine Schmiede am Fuße des Wohnturms.

Zum Abschluss der Restaurierung wurde der Wohnturm mit einer Aussichtsplattform versehen, erreichbar über eine Wendeltreppe im Turm. Eine Brückenverbindung Vorburg – Hauptburg entstand.

In der Nord-Ostecke der Vorburg entstand eine Gaststätte. Hattinger und (Burg-)Altendorfer Heimatforscher fanden bisher unbekannten Dokumente über die Baugeschichte und die Geschichte der Aufsitzer. Sie wurden in den „Hattinger Heimatkundlichen Schriften“ Nr. 16 (1967) und Nr. 18 (1971) veröffentlicht. Der Heimat- und Burgverein (inzwischen hatte der Verein seinen Namen geändert) veröffentlichte 1990 eine Zusammenfassung und Ergänzung dieser Arbeiten im Band 1 seiner Schriftenreihe „Die Burg Altendorf“.

Im Jahre 2000 machte der Verein die Stadt Essen (nach der Eingemeindung des Ortes 1970 Eigentümer der Burg) auf eine neuerlich notwendige Restaurierung aufmerksam. Von der Aussichtsplattform ins Mauerwerk eindringendes Regenwasser, nicht restlos entferntes und sich erneut ausbreitendes Efeu im Mauerwerk, Erosion, Taubenkot und Vandalismus hatten in vielen Bereichen zur Gefahr durch Steinausbrüche geführt.

Vom Dezember 2001 bis zum Juni 2004 hat der Verein mit einem Meister und drei Maurern/Bauhilfsarbeitern den größten Teil der Mauern der Vorburg und die Wallmauern der Hauptburg restauriert. Zum Abschluss der Arbeiten wurde die Brücke Vorburg – Hauptburg, die man im September 2002 wegen völlig unzureichender Fundamentierung im Burggraben abgelegt hatte, drei Meter weiter östlich wieder aufgelegt. Sie liegt nun etwa an der Stelle der historischen Zugbrücke Vorburg – Hauptburg. Der Treppenabgang aus der Vorburg in den Burggraben, 1934 im Zusammenhang mit dem Bau eines Denkmals an der östlichen Ringmauer errichtet, verschwand damit.

Ab Dezember 2002 wurden Fachfirmen mit den übrigen Arbeiten am Hauptturm beauftragt. Diese Arbeiten wurden im Sommer 2004 abgeschlossen. Im Jahre 2006 erfolgte die Sanierung des südwestlichen Eckturms.  

Für die Arbeiten flossen Gelder des Landes, der Stadt, der Bezirksvertretung und des Arbeitsamtes Essen (Zuschuss zu den Löhnen der vom Heimat- und Burgverein angestellten arbeitslosen Bauhandwerker). Viele Spenden gab es aus dem Stadtteil und darüber hinaus. Burgaltendorfer Unternehmen und die Städtische Feuerwehr stellten Fahrzeuge und Geräte kostenlos zur Verfügung.

Und heute?

Die Burg wird bei Dunkelheit von Strahlern beleuchtet, eine Lichterkette entlang der Zinnen macht den Ruinen-Charakter deutlich. Alle zwei Jahre (in den ungeraden Jahren) findet das "Burgfest" statt. Diese Stadtteilfest wird von den Bugaltendorfer Vereinen ausgerichtet. Es findet meist am ersten Juni-Wochenende statt. 2011 ist das am 18. und 19. Juni.

Burgbesichtigungen sind von Mitte April bis Mitte Oktober an jedem Samstag und Sonntag von 15 - 17 Uhr möglich. Dann können Besucher bis zur Aussichtsplattform.

Führungen für interessierte Vereine/Gruppen werden nach Vereinbarung durchgeführt.

Von Ende April bis Ende September findet eine Reihe "Texte & Töne im Turm" statt, meist am letzten Sonntag eines Monats um 17 Uhr.

Die Anlage wird auch für Veranstaltungen der Werbegemeinschaft, der Essener Marketing-Gesellschaft und anderer genutzt.  

Aus dem Restaurant und  von seiner Terrasse läßt sich die Burg genüßlich bestaunen und die Fantasie anregen.